Erfolgreiche Theateraufführung beim Kulturkreis Hösel

Vor ausverkauftem Haus führte das Schauspielhaus Düsseldorf Schillers Drama „die Jungfrau von Orleans“ in der Regie von Robert Lehniger als “ Johanna to go“ beim Kulturkreis Hösel auf. Mit dieser mobilen Inszenierung bereist das Schauspielhaus das Umland Düsseldorfs und kommt auf diese Weise dem Theaterpublikum entgegen. Allein der Aufbau der Bühne im Oktogon des Hauses Oberschlesien dauerte acht Stunden,Ton-und Lichttechnik mussten installiert werden. Die Schauspieler außer Johanna mussten jeweils drei verschiedene Rollen übernehmen.

Zur Handlung:

Johanna, ein Bauernmädchen aus der französischen Provinz, das im hundertjährigen Krieg 1429 am französischen Hof auftaucht und behauptet, in göttlichem Auftrag zu handeln, stellt sich an die Spitze des französischen Heeres, um die belagerte Stadt Orléans zu befreien, die englischen Invasoren in die Flucht zu schlagen und dem Kronprinzen Karl VII zur Krönung zu verhelfen. Als es ihr gelingt, das Schlachtenglück zugunsten Frankreichs zu wenden, wird sie auf Händen getragen. Nun wendet sich dramatisch das Blatt. Johanna verliebt sich in einen englischen Soldaten. Sie ist zwischen ihren weiblichen Gefühlen und ihrer soldatischen Pflicht hin und her gerissen. Der französische Hof und auch ihr eigener Vater wenden sich gegen Johanna. Sie wird als Teufelsbraut verbannt. Johanna hat dagegen aber ihren inneren Frieden gefunden.

Entgegen der Historie wird Johanna im Stück  nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern in Fesseln gefangen genommen. Sie befreit sich von den Fesseln und stürzt sich wiederum aufs Schlachtfeld, um für die Franzosen zu siegen.

Johanna wird heute als „jean d’arc“ in Frankreich verehrt. Schillers sprachgewaltiges Drama zählt zu den bekanntesten Interpretationen des französischen Nationalmythos. Es erzählt von politischem Kalkül, religiösem Extremismus und dem männlichen Blick auf weibliches Heldentum. Schillers Johanna wird erst zur Heerführerin ernannt, dann als Teufelsbraut verleumdet und schließlich zur Heiligen stilisiert.

Die Inszenierung“ Johanna to go“ beleuchtet auch den heutigen Umgang mit zeitgenössischen Heldinnen. Wie blickt die Welt heute auf streitbare Aktivistinnen, die sich zwischen die Fronten wagen? „Johanna to go“ ist ein total modernes Stück mit vielen Bezügen zur heutigen politischen Lage.

Das Ensemble des Schauspielhauses Düsseldorf hat es verstanden, die Zerrissenheit Johannas und ihres Umfeldes mit großem Können auf die Bühne zu bringen und mit vielen technischen Effekten und Spiegelungen anschaulich zu machen. Das war ausdrucksstark und hochdynamisch. Nach der Aufführung stand das Ensemble noch für eine Diskussion zur Verfügung. Das zum großen Teil junge Publikum war begeistert. Der Applaus war lang andauernd und kräftig.

Wolfram Brecht