Emphatischer Applaus für eine außergewöhnliche Komposition
Am Pfingstsonntag fand im Oktogon in Hösel im Rahmen der Veranstaltungen des Kulturkreises Hösel ein einzigartiges Konzert statt: Zu hören war die Kantate Comala des amerikanisch-mexikanischen Komponisten Ricardo Zohn-Muldoon auf Episoden aus dem mexikanischen Bestseller-Roman Pedro Páramo von Juan Rulfo.
Zum Inhalt: Der übermächtige Großgrundbesitzer Pedro Páramo hat in dem heruntergekommenen Dorf Comala »Ordnung«, Friedhofsruhe geschaffen. Doch die Toten reden sehr lebendig in ihren Gräbern weiter, erzählen seufzend von seinen Untaten, und die Lebenden scheinen schon lange tot zu sein. Die ferne Regierung kümmert sich nicht um Armut und Leid in dieser wüsten Einöde.
Der junge Juan Preciado erzählt diese Geschichte – als postumen Monolog und im Dialog mit einer Bettlerin, neben der er im Grab liegt. Die Kraft dieses Romans liegt in seiner Prosa von strenger Schönheit, oder wie García Márquez sagt: »Ich konnte nicht einschlafen, bevor ich das Buch nicht zum zweiten Mal gelesen hatte, so sehr hat es mich bewegt und verzaubert.« Der einzige Roman des Mexikaners Juan Rulfo (1917 – 1986) beeinflußte die moderne lateinamerikanische Literatur wie sonst nur die Werke von Borges, García Márquez oder Onetti.
Die sehr spannungsvolle und ein großes Klangspektrum umfassende Kantate wurde von einem amerikanischen Ensemble aus Exzellenz-Musikern interpretiert: Die Sopranistin Tony Arnold und der Sänger Zach Finkelstein, führende Interpreten der zeitgenössischen Musik, trugen mit großem Ausdruck und Emphase die vokalen Partien im Wechsel mit dem Erzähler vor. Das Instrumentalensemble unter dem hervorragenden Dirigenten Timothy Weiss umfasste neben herkömmlichen Instrumenten (Violine, Hanna Hurwitz; Violoncello, Colin Stokes; Flöte, Molly Barth; Klarinette, Sammy Lesnick; Saxophon, Noah Getz; Gitarre und Erzähler, Dieter Hennings; Klavier, Daniel Pesca) einen großen Schlagzeugapparat (Schlagzeuger: Brant Blackard und Paul Vaillancourt) mit über 30 verschiedenen Schlaginstrumenten. Sie verliehen der Komposition ihre vielfältig besondere Farbe von sehr rhythmisch geprägten Partien über zarte Glockenklänge bis hin zu vollen Tutti-Partien. Der spannungsvolle Text in ebenso spannungsvoller Vertonung hielt das Publikum in Atem, das nach der Vorstellung emphatisch applaudierte.
Der Kantate gingen zwei kurze Kompositionen von Studierenden der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf voraus (Oleg Krokhalev: Passengers of the Tangerine Grass, Claudio Huerta Honores: Puya Chilensis).