Kulturkreis Hösel: Kunst und Leben
„Was für eine charmante, augenzwinkernde und manchmal auch ironische Art, bildende Kunst zu präsentieren?“ so Wolfram Brecht, Vorstandssprecher des Kulturkreises Hösel, zu der Veranstaltung von Jakob Schwerdtfeger, studierter Kunsthistoriker, Comedian und Buchautor aus Frankfurt am Freitag im Oktogon in Hösel. „Meisterwerk“, so heißt Schwerdtfegers neuestes Bühnenprogramm. Er nimmt nicht nur an Bildbeispielen Bilder weltbekannter Künstler und den Betrachter in liebevoller Weise auf den Arm, sondern zeigt immer wieder auch seine Leidenschaft für Kunst und seine profunde Kenntnis. Seine lebendige Botschaft: bildende Kunst, also Malerei, Skulpturen, Zeichnungen und Grafik, durchdringt unser Leben und zeigt, wie man gesehen werden will, wie man sich und seine Lebensweise sieht, wie man andere beeinflussen will. Und das schon immer in der Menschheitsgeschichte. Das belegt er auf witzige Weise an Hand der Höhlenmalerei (Bewältigung von Leben und Lebensrisiken), an Bildern des Mittelalters (Religion und religiöse Botschaften), der Renaissance (Hervorheben der Einzelperson), des Impressionismus (subjektives Sehen, Auflösung von Formen und Spiel mit Licht, Farbe und Formen) und des Expressionismus (abstrahierende Vereinfachung des Gegenständlichen und offener Gefühlsausdruck; so Bilder von Munch, zum Beispiel „Der Schrei“.). Bildende Kunst wurde schon immer und wird für Botschaften der Wirtschaft und des Commerces verwendet (Veredelung von Produkten durch Abbildungen darauf. Beispiel: die Putten in der Sixtinischen Kapelle, die auf vielen Produkten abgedruckt sind), der Politik und der Propaganda (Beispiele sind Kunst von Diktaturen; das Bild von Napoleons Ritt über die Alpen von David zeigt ihn in heroischer Pose, die der Realität in keiner Weise entspricht), der Religion, der Erotik und auch einfach nur, sich meditativ zu versenken und zur Ruhe und zu sich selbst zu kommen (Beispiel: Bilder von Johannes Vermeer). Ein Lacher: ein Bild mit nur zwei bunten geometrischen Figuren switcht er um in die Realität des Bildes eines Radfahrers mit einem Rucksack. Eindrucksvoll und verrückt: Schwerdtfeger zeigt ein buntes attraktives Bild voller Striche und Farben, fragt das Publikum, was es darin sieht, es antwortet amüsiert mit vielen kreativen Ideen und, dass es gefällt, und dann offenbart er, dass das die Zufallsmalerei eines Schweines ist. Ein Bild, das mit einer sechsstelligen Summe verkauft wurde. Schwerdtfeger zeigt auch eindrucksvolle Bilder, die durch künstliche Intelligenz entstanden sind und bemerkt dazu, dass sie letztlich nur vorgegebenen Algorithmen, berechenbaren Wegen folgt (also eher reproduktiv ist), nicht aber dem spontanen unberechenbaren Ausdruck von wirklicher Kunst gleichkommt. Frage: wird das so unüberbrückbar bleiben? Das zahlreich erschienene Publikum fast aller Altersstufen war höchst amüsiert und beeindruckt von der sehr lebendigen Art des jungen Protagonisten und seinen vielen Kunstbeispielen, seinem Ritt durch die Kunstgeschichte und seinen überraschenden und sehr humorig vorgetragenen Perspektiven auf bildende Kunst. Als Zugabe demonstrierte Schwerdtfeger daraufhin noch eine andere Fähigkeit: er ließ sich Begriffe und Gegenstände vom Publikum nennen, die ihm zufällig in den Kopf kamen. Der letztgenannte Begriff war Hösel. Und die 7 oder 8 Begriffe / Gegenstände tanzte er dann im Rapper- / Hip-Hop-Stil ab. Das Publikum tobte vor Vergnügen und verließt anschließend zufrieden und voller neuer Ideen den Saal. „Da capo“ war die eindeutige Stimmung. Dieses für den Kulturkreis neue Format war jedenfalls ein voller Erfolg.