Forschungs- und Technologiestandort in NRW vom Feinsten
Der Kulturkreis Hösel besuchte kürzlich mit gespannten Erwartungen im Rahmen seiner Reihe „Technologische Trends“ das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum in Köln – Wahn. „Kein Mensch kennt diesen exzellenten Standort deutscher und internationaler Technologie- und wissenschaftlichen Forschung mit Sitz in NRW. Das wollte der Kulturkreis ändern.“ so Wolfram Brecht, vom Vorstand des Kulturkreises der Organisator dieses Tagesausflugs. So bekam die große Interessentengruppe in mehr als drei Stunden einen relevanten Ausschnitt des Zentrums zu sehen. Am Imposantesten: Modell und Schaltung zur internationalen Raumstation ISS (International Space Station). Die ISS dient in erster Linie der Erforschung der Wirkungen der Schwerelosigkeit mit Experimenten, die auf der Erde nicht möglich sind, sowie der Beobachtung der Erde und des Weltraums. Man muss sich das einmal vorstellen: die ISS, gut sichtbar am Abend- und Nachthimmel, umrundet in einer Höhe von rund 400 KM mit 28000 KM pro Stunde 16 Mal am Tag die Erde. Für eine Umrundung benötigt sie so 90 Minuten. Sie ist der größte künstliche bemannte Satellit im Erdorbit und wird von 16 Staaten und 5 Raumfahrtagenturen ( U.S.A., Russland, Japan, Europa und Kanada) betrieben. Sie kann und muss dem reichlich vorhandenen Weltraumschrott gezielt ausweichen, um keine fatalen Schäden durch Kollisionen zu nehmen. Das Zentrum in Köln bereitet deutsche und ausländische Astronauten auf ihre komplexen und anspruchsvollen Aufgaben in und an der Station vor, und zwar durch harte Trainings für die Arbeit in Schwerelosigkeit und mit aufwändigen medizinischen und psychologischen Tests. Ganz imposant ist weiterhin ein im Zentrum gerade erst komplett eingerichteter partieller Nachbau der Mondlandschaft zu sehen, in der Landung und Stationierung auf dem Mond geübt und vorbereitet werden. Der Mond ist in der visionären Planung bereits als Zwischenstation für die Lagerung von Materialien und für die Versorgung für einen Weiterflug zum Mars vorgesehen. Die Gruppe bekam außerdem zu sehen, wie Sonden präzise auf erdumkreisenden Kometen landen und dort Untersuchungen zur Zusammensetzung und Herkunft vornehmen. Es stellt sich zwangsläufig die Frage: warum beteiligen sich die Länder, und auch Deuschland, eigentlich mit viel Geld an der Raumfahrt, neuerdings durch ein Ministerien in Berlin für u.a. Raumfahrt unterstützt? Sinn und Zweck sind zum einen die Wissenserweiterung über unser Planeten- und Sonnensystem und die Entstehung des Weltalls, zum anderen aber auch z.B. die Umsetzung von Material- und medizinisch-biologischen Erkenntnissen in die tägliche Praxis der Menschen. Dass Teflon ein „Abfallprodukt“ der Raumfahrt sein soll, ist ein kreativer Marketinggag. Wahr ist aber, dass z.B. das Material des Ceranfeldes ein solches Produkt darstellt. Aus der Arbeit des Zentrums entstehen auch immer wieder StartUps. Das Zentrum umfasst auch ein Institut, das intensiv mit Schulen zusammenarbeitet. Denn in unserer Gesellschaft und Bildungslandschaft ist das Verständnis für MINT, d.h. für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, sehr lückenhaft und unterentwickelt. Sehr beeindruckend ist zu guter Letzt die Erkenntnis, dass – neben der wissenschaftlichen und praktischen Bedeutung des Kölner Zentrums und der ESA (European Space Agency), in deren Auftrag das Zentrum arbeitet, auf der ISS internationale Zusammenarbeit – immer noch – einwandfrei funktioniert. Nur China fehlt in dem Ganzen. China macht sein eigenes Ding. Schwer beeindruckt von diesem Besuch verkündete der Kulturkreis , das er die Reihe „Technologische Trends“ fortsetzen wird mit einem Besuch des Forschungszentrums Jülich, ebenfalls in NRW, eine der in Europa größten nationalen Forschungseinrichtungen in den Bereichen Energie, Information und Bioökonomik. Perspektivisch könnte – nach dem offensichtlich großen Interesse an wissenschaftlich-technologischen Themen – auch eine Technologie- und Kulturrundreise zu den internationalen Standorten nach Genf in der Schweiz (Stichwort CERN), Itter in Frankreich (Stichwort Kernfusionsforschung) und Toulouse in Frankreich (Stichwort Airbus) in Frage kommen, so die Anregung eines begeisterten Teilnehmers.
Bild: © Hannelore Hanning: Teil einer Sojus Kapsel. Solche Kapseln werden im Verkehr zwischen ISS und Erde immer noch eingesetzt.