Jordanien – Hoffnungsträger oder Pulverfass im Nahen Osten?
Kategorie: Vorträge / Podiums-Diskussionen
Beginn: 19:00
Veranstaltungsort: Pfarrsaal der katholischen Kirche
Eggerscheidterstr. 44 b, 40883 Ratingen - Hösel
Erwachsene 10 €, Studierende, Auszubildende und Jugendliche frei
Organisation: Edzard Traumann
Veranstaltungsnummer 2-23-08
Vortrag: Dr. Jochen Pleines
Das Königreich Jordanien ist ein junger Staat, der auf eine jahrtausendealte Geschichte zurückblicken kann. Sein Standort ist von jeher ein Kreuzungspunkt von Handelswegen zwischen Asien und Europa gewesen; an dieser Stelle nahmen auch drei Weltregionen ihren Ausgang; Judentum, Christentum und Islam.
In der heutigen Zeit liegt Jordanien inmitten einer der spannungsreichsten Regionen der Welt. Die Liste latenter Konflikte und offen ausgetragener Kriege in unmittelbarer Nachbarschaft ist lang: Syrien, Irak, Palästina, Israel, Jemen.
Aber auch in seinem Inneren sieht sich Jordanien vielfältigen Problemen und Herausforderungen gegenüber. Die wirtschaftliche Lage des Landes ist sehr angespannt; ganz anders als seine Nachbarländer verfügt es über keine nennenswerten Bodenschätze. Insbesondere fällt auf, dass die in den meisten Ländern der Region sprudelnden Erdölquellen hier völlig fehlen. Das Land muss zudem mit einem riesigen Bevölkerungswachstum fertig werden. Ausgehend von 3.6 Millionen Einwohnern im Jahr 1990 hat sich die Bevölkerungszahl bis heute verdreifacht und knapp zwei Drittel der Bevölkerung sind jünger als 30 Jahre. Diesen Zahlen steht eine riesige Arbeitslosenquote gegenüber.
Dazu hat das Land, dessen Bevölkerung zu 50% aus palästinensischen Flüchtlingen besteht, im Vergleich zu seiner Bevölkerungszahl die weltweit höchste Quote an Geflüchteten aus Syrien aufgenommen.
Das Land, seine Regierung und seine Bevölkerung suchen ihren Platz im Nahen Osten und sind – trotz aller Herausforderungen und Risiken ein Hoffnungsträger in diesem schwierigen Umfeld, nicht zuletzt auch durch eine bewusste Anbindung an den politischen Westen.
Zwischen Jordanien und Deutschland existieren langjährige Verbindungen wirtschaftlicher, kultureller und neuerdings auch militärischer Art. Ein Leuchtturmprojekt im Bildungsbereich ist die German Jordanian University in Amman, die alle ihre 5.000 Studierenden für ein ganzes Jahr an deutsche Hochschulen und Praktikumsstellen entsendet.
Der Vortrag wird abschließend auf den nach der Pandemie wieder erstarkenden Tourismussektor eingehen, der für ein rohstoffarmes Land einen zentralen Wirtschaftsfaktor darstellt. Das sagenhafte Weltkulturerbe Petra, die antiken Römerstädte und Wüstenschlösser, das Tote Meer und die Wüste im Wadi Rum sind Attraktionen, die jetzt auch wieder Touristen aus Deutschland in ihren Bann ziehen.
Dr. Pleines ist Präsident der deutsch-jordanischen Gesellschaft, war Dekan an der deutsch-jordanischen Universität in Amman und hat mehrere Jahre dort gelebt.